Ender & Wiedl | Ist das Thema Barrierefreiheit bei den ÖBB in Vorarlberg wirklich auf Schiene?

Ender & Wiedl | Ist das Thema Barrierefreiheit bei den ÖBB in Vorarlberg wirklich auf Schiene?

Anfrage an Verkehrslandesrat Rauch zu aktuellen Bahnhofsprojekten eingebracht

Aktuell fahren täglich rund 50.000 Vorarlbergerinnen und Vorarlberger mit der Bahn. Laut aktuellen Aussagen der ÖBB sollen es in den kommenden Jahren bis zu 75.000 werden. „Um so wichtiger ist es, dass vor allem generalsanierte und neue Bahnhöfe barrierefrei gestaltet werden. Mit Blick auf die anstehenden Projekte ist dabei die Sinnhaftigkeit verschiedener Vorgaben der ÖBB an ein neues Bahnhofsgebäude aus funktionaler und auch finanzieller Sicht zu hinterfragen“, kritisieren die Abgeordneten Clemens Ender und Patrick Wiedl aktuelle Planungen der Bahnhöfe in Lustenau und Götzis. So monieren sie bei beiden Projekten den Verzicht auf Rampen, die die rasche Zugänglichkeit der Bahngarnituren ermöglichen würde. In einer Anfrage an Verkehrslandesrat Johannes Rauch wollen sie nun genaue Details über den aktuellen Planungsstand der Neubauprojekte, sowie über die Zeitverzögerungen bei der Beschaffung der Talent 3 Garnituren in Erfahrung bringen.

An den bestehenden Vorarlberger Bahnhöfen existieren derzeit 28 Aufzugsanlagen. Immer wieder wird von steckengebliebenen Liften berichtet. Noch dazu ist die Kapazität solcher Lifte beschränkt. Personen mit eingeschränkter Mobilität, mit Kinderwägen, Radfahrer, Reisende mit Rollkoffern sind auf eine Alternative zur Treppe angewiesen. Gerade kurz vor und nach der Abfahrt eines Zuges besteht ein erhöhtes Verkehrsaufkommen durch Bahnfahrer. „Dies wird sich, durch erhöhte Fahrgast- und auch Fahrrad-Kapazitäten der neuen Talent 3 Nahverkehrszüge und den Bemühungen der Bundes- und Landesregierung den ÖPNV zu forcieren, noch verstärken“, betont VP-Verkehrssprecher Patrick Wiedl.

Dessen ungeachtet lehnen die ÖBB eine Rampe als sinnvolle Ergänzung zu einer Liftanlage ab. Viele Bahnhöfe in Vorarlberg verfügen deshalb nur über eine Stiege und einen Lift, um einen Inselbahnsteig zu erreichen. „In Götzis existiert seit den 1990er Jahren als Aufgang zum Mittelbahnsteig neben einer Treppe auch eine Rampe mit einer Neigung von 10 % (ÖNORM 6%). Selbst Rollstuhlfahrer verteidigen die bestehende Rampe als sinnvoll und praxistauglich“, erläutert der Götzner Abgeordnete Clemens Ender die aktuelle Situation in seiner Heimatgemeinde.

Die Pläne der ÖBB sehen beim Bahnhof Götzis vor, den Zugsverkehr in beide Fahrtrichtungen über den Mittelbahnsteig abzuwickeln, sodass unabhängig von der Fahrtrichtung die Unterführung benutzt werden muss. Aufgrund des Fahrplans fahren in Götzis die Züge in beide Fahrtrichtungen nahezu gleichzeitig ab – auch dies führt zu Kapazitätsspitzen. Wir bezweifeln deshalb sehr, ob neben einer Treppe mit nur einem Lift tatsächlich das Auslangen gefunden werden kann. Noch dazu muss der Umstieg vom und zum Busverkehr am Bahnhofsvorplatz bedingt durch den eng getakteten Fahrplan oft rasch erfolgen“, verweisen Ender und Wiedl auf fragwürdige Kapazitätsberechnungen im Vorfeld des Neubaus.

Auch beim Umbau des Bahnhofs Lustenau wurde von Seiten der Gemeinde der Wunsch nach einer Rampe – hier vor allem für den Radverkehr – an die ÖBB herangetragen, bisher ohne Erfolg: „Ich würde mir wünschen, dass das Land als wichtiger Vertragspartner der ÖBB sein Verhandlungsgewicht in die Waagschale wirft, damit diese sinnvollen Rampen im Sinne der Barrierefreiheit auch realisiert werden“, appelliert Wiedl an Landesrat Johannes Rauch.

Foto: (c)Mauche


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