LR Rüscher: „Corona: Lage stabil, Virus nicht unterschätzen“

LR Rüscher: „Corona: Lage stabil, Virus nicht unterschätzen“

Über den aktuellen Stand der Lage in Vorarlberg in Bezug auf das Coronavirus haben heute Freitag, 22. Juli, Gesundheitsreferentin Martina Rüscher, Direktor Gerald Fleisch, Geschäftsführer der Vorarlberger Krankenhausbetriebsgesellschaft, und Robert Spiegel, COVID-Beauftragter der Vorarlberger Ärztekammer, im Rahmen einer Pressekonferenz informiert. Seit Anfang Juli befindet sich Vorarlberg in der Sommerwelle. Bundesweite Prognosen deuten auf einen weiteren moderaten Anstieg in den nächsten Tagen hin. Die derzeit vorherrschenden Omikron-Virusvarianten BA.4/BA.5 führen zwar aktuell zu sehr hohen Fallzahlen, aber in der Regel zu vergleichsweise milden Krankheitsverläufen und damit – aus heutiger Sicht – insbesondere nicht zu einer Situation, die eine Überlastung des Gesundheitssystems erwarten lässt. Anstelle von strengen Vorgaben setzt Vorarlberg aufgrund der aktuellen virologischen Lage derzeit auf Umsicht und Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger.

Neben den bereits bekannten Maßnahmen wie Maske tragen, Abstand halten, regelmäßig lüften und Hände desinfizieren, bleiben die Impfung und die Covid-Medikamente wesentlicheMöglichkeiten, um das Infektionsrisiko zu verringern und damit die Verbreitung des Virus zu bremsen“, appelliert Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher einmal mehr. Der Virus ist nicht harmlos, es kommt immer wieder auch zu schweren Verläufen sowie Long- und Post Covid, Langzeitfolgen sind noch nicht ausreichend untersucht“, stellt Rüscher klar.

Aufgrund des reduzierten Testgeschehens ist die 7-Tagesinzidenz derzeit nicht die relevante Zahl. Weitaus aussagekräftiger ist das Abwasser Monitoring. Damit kann ein guter Überblick über einen Großteil der Bevölkerung Vorarlberg gewährleistet werden. Die 7-Tagesinzidenz liegt derzeit bei rund 800 – laut Abwasser Monitoring wird jedoch eine Inzidenz zwischen 2.000 und 3.000 sichtbar. Trotzdem ist die Lage in den Spitälern, insbesondere was schwere Verläufe anlangt, stabil.

„Die Belastung der Spitäler durch Corona ist im Vergleich zu früheren Wellen noch moderat“, informiert Direktor Dr. Gerald Fleisch, Geschäftsführer der Vorarlberger Krankenhaus-Betriebsgesellschaft (KHBG). Die aktuelle Entwicklung erfordere noch keine steuernden Maßnahmen. „Allerdings verschärfen die Urlaubszeit und der generelle Fachkräftemangel die Personalsituation.“ Alle Häuser sind derzeit gefordert. Urlaubsbedingt haben viele niedergelassenen Praxen geschlossen, sodass die Spitäler erhöhten Zulauf verzeichnen. Die verfügbaren Betten sind gut gefüllt, die Ambulanzen von Bregenz bis Bludenz voll.

Es gilt nicht nur eine sichere Versorgung für die Bevölkerung zu gewährleisten, sondern ebenso das Wohl des Spitalspersonals im Auge zu behalten. Dieses hat seit nunmehr zweieinhalb Jahren ein enormes Arbeitspensum zu bewältigen, oft unter schwierigen Bedingungen. Zuletzt sind in der ersten Omikron-Welle im Frühjahr unzählige Einsprungdienste notwendig geworden, um den Betrieb trotz hoher Personalausfälle bestmöglich aufrechtzuerhalten. „Die Bereitschaft, diese Pandemie gemeinsam zu meistern, war immer unglaublich hoch. Dafür gebührt unseren Mitarbeitenden größter Dank“, sagt der KHBG-Geschäftsführer. Nun müsse man Sorge tragen, sie nicht zusätzlich zu belasten, alle die sich vor dem Coronavirus schützen tragen dazu bei.

Weiterhin breites Impfangebot
Im Impfzentrum in Dornbirn, in den ärztlichen Ordinationen und durch mobile Impfteams, welche in den verschiedenen Gemeinden Vorarlbergs Halt machen, sind für die Bevölkerung weiterhin ausreichend freie Impftermine verfügbar. Anmeldungen dazu sind jederzeit unter www.vorarlbergimpft.at möglich. Längere Wartezeiten werden vermieden, wenn die Impfung vorab vereinbart wird. Ein Kurzfilm gibt Erklärung darüber, wie man einen schnellen und reibungslosen Ablauf unterstützt.(https://youtu.be/3HCza6_GfmM) Die Strukturen im Bereich der Corona-Schutzimpfung sind so gestaltet, dass derzeit auf mobile Teams und Impfwochen gesetzt wird. Große Impfstraßen können jederzeit wieder hochgefahren und aufgebaut werden, wenn es die Pandemielage bzw. die Empfehlung des Nationalen Impfgremiums es erfordert.

In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig zu betonen, dass eine Impfung nur bedingt vor einer Erkrankung und auch nicht vor einer Ansteckung schützt. Genese Personen, auch mehrfach genesene Personen, sind nicht vor einer weiteren Erkrankung geschützt. ABER: Eine Grundimmunisierung (bestehend aus drei Teilimpfungen) schützt bis zu 90 Prozent vor einem schweren Verlauf und ist damit weiter die Basis zur Normalität.

„Durch eine Reduktion schwerer Verläufe schützen wir die Gesellschaft, insbesondere die vulnerable Gesellschaft, das Gesundheitssystem und vermeiden Long Covid Erkrankungen“, so Robert Spiegel, COVID-Beauftragte der Vorarlberger Ärztekammer. „Der Sinn der Impfung ist immer, den Schutz vor einem schweren Verlauf zu erhöhen. Je besser man immunisiert ist, desto besser ist man vor einer Ansteckung geschützt. Wenn man sich dennoch ansteckt, ist weiters der klinische Verlauf bei vollständiger Grundimmunisierung deutlich milder, da der Körper durch eine schnelle Immunantwort unterstützt wird“, führt Spiegel aus.

Covid-Medikamente
Zu „ganz besonderer Vorsicht“ sind jedoch alle Risikopersonen aufgerufen – geimpft oder ungeimpft –, die sich mit COVID-19 infiziert haben. Wer aus der Risikogruppe eine Positivtestung erhält, kann sich wirksam behandeln lassen. Wichtig ist es bei einer nachgewiesenen Infektion, unverzüglich mit der betreuenden Ärztin bzw. dem betreuenden Arzt telefonisch in Kontakt zu treten und die weitere Vorgehensweise abzuklären. Zu entscheiden ist, ob vorsorglich ein Medikament eingesetzt werden soll. Eine solche Behandlung muss möglichst frühzeitig erfolgen. Die zur Verfügung stehenden Arzneimittel können das Eindringen des SARS-CoV-2 Virus vor allem in die Zellen der Atemwege und Lunge verhindern.

Als Ersatz für eine Impfung dürfen die Behandlungsmittel, die nach einer Infektion zum Einsatz kommen, allerdings nicht angesehen werden. Die Medikamente verbessern in vielen Fällen den eigenen Krankheitsverlauf, die Impfung aber erhöht präventiv den Schutz für die Einzelperson und auch für die Mitmenschen, da ebenso die Verbreitung des Virus eingebremst wird.

Post-COVID Versorgungsnetzwerk Vorarlberg
Bei ungefähr 10 Prozent der an COVID-19-Erkrankten halten Beschwerden länger als vier Wochen an. Dieser Zustand wird als „Long-Covid“ (bei Beschwerden mehr als vier Wochen nach der Erkrankung) bzw. „Post-COVID“ (bei Beschwerden ab der 12. Woche nach der Infektion) bezeichnet.

Vorarlberg hat seit 1. Juli 2022 eine Post-Covid Koordinationsstelle eingerichtet und ein breites Wissensnetzwerk für ÄrztInnen aufgebaut. Die Gesundheitslandesrätin dankt in diesem Zusammenhang den Beteiligten in den Landeskrankenhäusern, der Ärztekammer und der Sozialversicherung. Betroffene finden unter www.vorarlberg.at/post-covid ein breites Informationsangebot. Seit 1.07.2022 steht den niedergelassenen Ärzten eine Anmeldemöglichkeit für diese Patienten im LKH Hohenems zur Verfügung. Bis heute wurden hier zwei Patienten angemeldet.

Was kann ich jetzt tun um mich selbst zu schützen?
Die wichtigsten Schutzmaßnahmen lassen sich an einer Hand abzählen. „Mit einem aufrechten (das sind drei Teilimpfungen) Impfschutz werden schwere Krankheitsverläufe stark vermindert. Kommt es zu einer weiteren Auffrischungsimpfung, erhöht sich der Immunschutz für einige Zeit noch zusätzlich. Bei einer COVID-19-Infektion können Medikamente einen Spitalsaufenthalt verhindern. Daneben bieten die bewährten Abstands- und Hygieneregeln mit Hände waschen, Abstand halten und Maske tragen guten Schutz“, so Rüscher.

Vorschau auf den Herbst
Die Szenarienplanung des Bundes wird derzeit intensiv erarbeitet. Weiters wird für August eine aktualisierte Empfehlung des Nationalen Impfgremiums erwartet. „In Vorarlberg sind wir gut aufgestellt und für die Anforderungen im Bereich des Impfens gut gerüstet“, so Rüscher. „Angesichts der bestehenden Krankheitsverläufe sind wir in Vorarlberg überzeugt, dass wir bundesweit von Absonderungen auf ein Krankenstandsmanagement umsteigen sollten. Wir sind dazu mit der Bundesebene in guten Gesprächen und hoffen auf eine zeitnahe Umsetzung“, so Rüscher weiter.

Abschließend betont die Gesundheitsreferentin einmal mehr: „Wir bauen auf die Eigenverantwortung in der Bevölkerung, sind in allen Bereichen gut gerüstet und gehen weder ängstlich noch sorglos in den Herbst!“

Foto: A. Serra


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